Biebrich 02 war für mich ein Glücksfall
Jürgen Grabowski
Fußball war mein Leben vom fünften, sechsten oder siebten bis zum 36. Lebensjahr. Fußball bestimmt mein Leben auch heute noch teilweise, aber es haben sich - natürlich -
andere Dinge dazugesellt. Ich spiele mit anderen ehemaligen Nationalspielern in der Portas-Mannschaft, bin Pate beim DFB-Stützpunkttraining für 14- bis 16jährige Talente in der
Sportschule Grünberg und sitze bei Eintracht Frankfurt im Verwaltungsrat. Darüber hinaus betreibe ich ein Versicherungsbüro der Gothaer Versicherungen, bin Repräsentant bei Portas
und habe vor zweieinhalb Jahren mit Golf eine neue sportliche Herausforderung entdeckt, die mich fasziniert.
Über den Straßenfußball bin ich zum SV Biebrich 19 gestoßen und dem Verein mit acht Jahren beigetreten. Jugendleiter Laufer hat mich von Beginn an gefördert. Ich
mußte mich in der C-Jugend gegen Spieler durchsetzen, die oft älter und größer waren. Heute weiß ich, daß es von großem Nutzen für mich war, zu lernen,
sich zu behaupten. Als 16jähriger wechselte ich mit fünf anderen Spielern zum FV Biebrich 02, da wir bei den 19ern keine Mannschaft mehr stellen konnten. Kurt Klein war bei den Blauen der
Initiator und Macher einer tollen A-Jugend. Er hatte ein Team zusammengebastelt, das von Erfolg zu Erfolg eilte. Es war für uns eine wunderbare Zeit. Kurt Klein hat uns zwei einzigartige Jahre
beschehrt. Er war besessen vom Fußball, war Ansprechpartner, hatte immer Zeit für uns. Er leitete das Training, er organisierte einfach alles. Wir gingen für ihn durchs Feuer.
Kameradschaft hieß unser Zauberwort. In der Saison 61/62 scheiterten in der Hessenmeisterschaft so bekannte Vereine wie Eintracht Frankfurt, Kickers Offenbach und Darmstadt 98, nicht jedoch die
A-Jugend von Biebrich 02. Erst in einem tollen Finale unterlagen wir Hessen Kassel schließlich nur knapp. Der Vater aller Erfolge: Kurt Klein. Ich möchte mich hier auch bei seiner Frau
Wilma bedanken, ohne deren Unterstützung vieles nicht möglich gewesen wäre.
Aus dieser erfolgreichen A-Jugend schafften mit mir noch vier Spieler den Sprung in die Hessenliga-Mannschaft. Fünf 18jährige in eine Mannschaft einzubauen, dazu braucht man Mut. Heinz
Przybilla hatte diesen Mut. Er hatte außerdem Fußballverstand, Durchblick und Autorität. Als Trainer war er echt super und nicht umsonst für uns alle der Chef. Ich verdanke ihm
sehr viel. Er hat mich gefördert, mir auch schwächere Spiele zugestanden und mir nie den Spaß am Fußball genommen. Er hat fünf junge Spieler in eine intakte Mannschaft
integriert und mir die Möglichkeit gegeben, fußballerisch zu reifen. Die älteren Spieler um Kapitän Willi Peukmann halfen uns, wo sie konnten - und es wurden drei
Super-Jahre.
Meine Zeit bei Biebrich 02 war für mich in der Tat ein Glücksfall. Es stimmte einfach alles. Ich hatte immer das Gefühl, daß ich von Leuten umgeben war, auf die man sich
verlassen konnte. Angefangen bei Horst und Inge Seilberger, zu denen ich heute noch ein prima Verhältnis habe, über Jule Jung, den Zeugwart, der alles im Griff hatte, bis zu Horst Klee, der
schon damals viele nützliche Dinge für die Blauen tat. Paradebeispiel des 02-Funkionärs aber war der Spielausschuß-Vorsitzende Günher Seilberger. Er sprach die Sprache der
Spieler, er konnte begeistern. Was er sagte hatte Hand und Fuß, man konnte ihm vertrauen. Leute seines Schlages würden heute jedem Verein gut zu Gesicht stehen. Auch Günther
Seilberger herzlichen Dank.
Es fiel mir nicht leicht, diesen Verein und dieses intakte Umfeld zu verlassen. Auf unseren Anhang waren wir stolz. Die anderen Vereine schielten neidisch nach Biebrich. Gegen Germania Wiesbaden,
den SVW, Kastel 06, Opel Rüsselsheim, und Darmstadt 98 sorgten zwischen vier- und siebentausend Zuschauer für gewaltige Kulissen und eine gute Atmosphäre.
Nach sieben Länderpokalspielen für Hessen und einem Amateur-Länderspiel erhielt ich ein Angebot von Eintracht Frankfurt. Horst Klee und ich trafen uns mit dem damaligen
Präsidenten Rudi Gramlich. Wir einigten uns, und der Vertrag war perfekt.
Danach habe ich auch bei Eintracht Frankfurt 15 erfolgreiche Jahre erlebt, davon elf als Kapitän. Die fünf Jahre bei den Blauen haben bei mir jedoch einen besonderen Stellenwert.
Nochmals Dank an alle, die mich in dieser Zeit unterstütz haben und mir behilflich waren.
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