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Blau und Weiß von Anfang an

Heinz-Jürgen Hauzel

Es muss ein guter Stern gewesen sein, der am 10. November 1902 über dem "Deutschen Kronprinz" in Biebrich gestanden hat. Heinrich Schwalbach, der zum ersten Vorsitzenden gewählt wurde, Ludwig Müller, August Haus, Franz Ries, Carl Seifert, Wilhelm Weber, M. Jost, W. Ohlenmacher, Fritz Höhn, Fr. Wietzel und eine handvoll weiterer Mitstreiter gründetenden Biebricher Fußball- Club 02. Während andere Vereine kamen und gingen, erwies sich ihre Schöpfung schnell als gesundes, rasch wachsendes, kräftiges und bis heute allen Unbilden gegenüber widerstandsfähiges Wesen.

In nunmehr 100 Jahren wechselten die Biebricher nicht einmal ihre Farben. Blau und Weiß von Anfang an. und seit dem 7. April 1913 ist auch der Name unverändert. Dem nationalen Hochgefühl der Vorkriegszeit folgend, entschied sich die Jahreshauptversammlung, das von den ungeliebten Engländern stammende Iduom abzulegen. Aus dem Club wurde der Biebricher Fußball-Verein 02 - und er ist es bis heute geblieben.

Den Sportbetrieb aufrechtzuerhalten, den Biebrichern ein fußballsportliches Angebot zu unterbreiten, war offensichtlich stets das oberste Gebot der Vereins-Verantwortlichen. Und das hat zu einer Kontinuität geführt, die ihresgleichen selbst bei ausdauernder Mühe hierzulande vergeblich sucht.

Mitte 1915 zum Beispiel waren von 130 Mitgliedern noch drei in Biebrich. Zusammenmit der Vereinswirtin Frau Sauter und dem damaligen Vorsitzenden Karl Kilz hielten sie Verbindung zu den Fußballern, die draußen in den Gräbe des elenden Stellungskrieges zu überleben hofften. Sie schrieben Briefe und schickten Fresspakete. Das schaffte Dankbarkeit, sorgte für freundliche Erinnerung. Bereits 1916 konnten die 02er so wieder eine Mannschaft zu den Verbandspielen melden, an denen man sich erstmals seit 1905 neun Jahre lang nach Kriegsbeginn beteiligt hatte.

Die Geschichte machte Bocksprünge. Im Fußball-Verband wurde das vorwiegend dadurch deutlich, wenn sich mal wieder die Klasseneinteilung änderte. der BFV 02 spielte und spielte - gegen wen auch immer - in einer einmaligen, aus der zeitlichen Entfernung fast gleichgültig wirkenden Konstanz, die sich hervorragend in den historischen Tabellen ablesen lässt: Als einer der letzten vor dem Zusammenbruch, und er war 1945 gleich wieder dabei, als die Landesliga Großhessen ihre Rund aufnahm. Hermann Barthel hatte es geschafft, bei der Gründungsversammlung des Hessischen Fußball-Verbandes die Eingliederung in die oberste Amateurklasse zu bewirken.

In der Festschrift zum 52er Jubiläum wurden die tausend Jahre des Dritten Reiches, die letztlich nur zwölf hatten währen sollen, schamhaft ausgeklammert. Doch auch in dieser Zeit rollte der Fußball - in Biebrich nicht einmal schlecht. Die 02er standen sportlich in voller Blüte, als sie von 1937 an in der zweithöchsten Klasse spielten. Christel Kraus zählte unzweifelhaft zu den großen Stars der Region, vertrat den Verein in Auswahlmannschaften. Sogar die Reichstrainer hatten ein Auge auf ihn geworfen. Christel Kraus fiel im Krieg, sein Vater Christian sollte in den späten 40er Jahren den Vorsitz der 02er übernehmen.

Natürlich sind Vereine damals benutzt, politisch missbraucht worden. Reichssportführer von Tschammer, dessen Name seinerzeit der Pokalwettbewerb trug, machte keinen Hehl aus der staatstragenden Rolle, die das Regime der Durchführung von Sportveranstaltungen selbst und gerade in Kriegszeiten zuerkannte. Schon 1935 musste auch von den Fußballern mit großem Brimborium die Wiedereingliederung des Saargebiets begannen werden. Den sportlichen Vergleichsspielen - Saar 05 wurde von der 02-Mannschaft 5:2 bezwungen - ging ein Fahnenumzug der Fußballer durch Biebrich voraus.

Wieso sollten wir uns nicht erinnern, dass auch hier einst Embleme aus jenen Fahnen gerissen wurden? Die Pragmatiker des Biebricher Fußball-Vereins wussten die Stoffe für ihre Zwecke zu nutzen: aus ihnen wurden 1945 die ersten Trikots der neuen Epoche genäht.

Die größten, die ruhmreichsten Jahre der Blauen wurden mit der Bezirksmeisterschaft und dem Aufstieg in die erste Amateurliga 1957 eingeleitet. Das Team von Heinz Przybilla sorgte nun landesweit für Schlagzeilen. Als größter 2Sohn" der 02er-Familie machte Jügen Grabowski später Karriere in der Bundesliga und wurde 1974 mit der Nationalmannschaft Fußball-Weltmeister. Was gibt`s erfreulicheres, als sich anlässlich eines hohen, runden Geburtstages der schönsten Stunden erinnern zu können? Auch die Spieler der Hessenliga-Jahre tun das bei ihren regelmäßigen Treffen, zu denen auch der Biebricher Nostalgie-Cup zählt, bei dem seit 1996 in jedem Januar Wiesbadens Fußball-Größen der vergangenen Jahrzehnte zusammenkommen.

Nicht ganz so schön das Erinnern, aber sicher genauso bemerkenswert und bedeutsam ist die Leistung des Vereins, den Ende der 60er Jahre einsetzenden Niedergang überstanden zu haben. Viele Weggefährten, die mit den Blauen gemeinsam in der Hessenliga spielten, Westend Frankfurt, Preußen Frankfurt, Viktoria Urberach, Hanau 93, der FV Horas, der SV Herborn und wie sie alle heißen, sind inder Versenkung verschwunden oder existieren gar nicht mehr.

Auch beim Biebricher Fußball-Verein 02 wurde anlässlich der Jahreshauptversammlung 1971 laut über ein Ende der Eigenständigkeit nachgedacht. Die Mitglieder gingen auf die Barrikaden, schickten den eben gewählten Vorsitzenden Paul Haas ob seiner nachgerade blasphemischen Äußerungen in die Wüste und vertrauten Horst Klee die Vereinsgeschicke an.

1982 schon, als der Klub sein 80-jähriges Bestehen feierte, war alles wieder in Butter: die 02er finanziell gesund, mit der größten Jugendabteilung weit und breit; und die erste Mannschaft gehörte wieder zu einer Verbandsspielklasse. Bei gleichbleibenden und sinkenden Platzeinnahmen wurde der Etat binnen eines Jahrzehnts verdoppelt. Eine schier unvorstellbare Leistung, den Haushalt jedesmal auszugleichen. Zumal sich die 02er-Verantwortlichen zu keinem Zeitpunkt in die Hände obskurer Mäzene begeben haben. Während die Nachbarn und zeitweiligen Liga-Konkurrenten Biebrich 76, Kassel 06, SV Wiesbaden, Germania Wiesbaden und SV Hallgarten heftigsten Eruptionen ausgesetzt waren, durften die Blauen stolz sein auf ihre unspektakuläre Vereinsarbeit und die stets schuldenfreien Bilanzen.

Die wesentlichen Ereignisse der jüngeren Vereins-Vergangenheit sind die allgemein eher weniger beachteten. Da ist zunächst und vor allem einmal die Tatsache, dass sich die Namen der verantwortlichen Macher mit wenigen Ausnahmen nicht geändert haben. Wechsel steht viel mehr im Lichte der Öffentlichkeit als die alljährlichen Widerwahl-Zeremonien der Blauen. Aber sie sorgten für Vertrauen in die Verlässlichkeit der Vereinspolitik. Horst Klee ist seit über 30 Jahren Vorsitzender, Hartmut Steindorf seit 25 Jahren Jugendleiter. Horst Seilberger engagiert sich fast seit einem halben Jahrhundert für seine Blauen.

Stets auf der Suche, mit den vorhandenen finanziellen und personellen Möglichkeiten den Anforderungen an einen zeitgemäßen Fußballverein gerecht zu bleiben, hat der Biebricher Fußball-Verein seinen Weg gefunden. Einige Meilensteine der "Neuzeit":

1977 wurde das eigene Klubheim gebaut, 1983 bereits der Anbau realisiert. Im Dezember 1985, als von der Ausländer-Problematik sonst noch kaum jemand redete und Gesprächsrunden zum Thema nicht in heutigem Maße modern waren, wurde in eben jenem Klubheim auf Einladung der 02er die Integrationskraft der Sportvereine diskutiert. Neben anderen würdigte der damals beim hessischen Sozialministerium mit Sport befasste, einstige Weltklasse-Mittelstreckler Franz-Josef Kemper die Leistung der Blauen bei der Eingliderung Ausländischer Jugendlicher.

Drei weitere Diskussionsveranstaltungen - 1987 zur Frage, ob Sport zum Beruf zwangsläufig in Konflikt stehe oder günstige Ergänzung sei, 1990 zum Thema Sport und Wirtschaft sowie 1995 zur Integration im Sport - demonstrieten, dass im Biebricher Fußball-Verein nicht nur Sport getrieben, sondern auch darüber nachgedacht wird.

Sicher in dieser Form eine seltene Konstruktion: der 1988 erstandene Freundeskreis, der sich seitdem regelmäßig einmal im Monat trifft. Bei diesen Stammtisch-Abenden wirft keiner sinnlos mit Tausendern, aber jeder macht sich Gedanken, was möglich und wie dem Verein sinnvoll zu helfen ist. Und wenn erfolgreiche Geschäftslute gemeinsam nachdenken, ist das - wie sich gezeigt hat - das Schlechteste nicht.

Ein für alle sichtbare Ausflug dieser Stammtischtreffen ist die "Blaue Nacht", die im vergangenen August zun 14. Male mit großem Erfolg im Festzelt auf den Gibber Bleichwiesen gefeiert wurde. Der dort erwirtschaftete Gewinn trägt ebenso maßgeblich zur Etatdeckung bei wie das Engagement, mit dem die 02er ihren Stand beim jährlichen Mosburgfest im Schlosspark betreiben. Ohnehin versteht der Verein, der in den 20ern über eine eigene Gesangsgruppe verfügte, auch heute noch in unnachahmlicherweise Tassen und Puppen tanzen zu lassen.

Nach zehnjähriger Unterbrechung nahm der Verein auf Initiative des damaligen Geschäftsführers Bernhard Fuidl die neuerliche Herausgabe einer Vereinszeitung auf. Sie dient nicht nur - wie vielerorts üblich - der Aufbesserung der Kasse durch ein gutes Anzeigengeschäft, sondern bemüht sich darum, Biebricher und Verein einander wieder näherzubringen. Kein anderer fußballverein in und um Wiesbaden, der ein derartiges Produkt über so lange Zeit - nun schon fast 20 Jahre - kontinuierlich jeden Monat auf den Markt bringt.

Die sportlichen Veranstaltungen und Leistungen dienen als Spiegel der Vereinsarbeit. Dabei sollte nicht der Fehler gemacht werden, heutzutage noch die Situation einer ersten Mannschaft isoliert zu betrachten. Das wäre nicht aussagekräftig, vermittelte ein schräges Bild. Bei den Blauen - das wird sicher deutlich - freut man sich genauso über die schönen Erfolge des nachwuchses, ist geradezu vehement stolz auf die internationalen C-Jugend-Tuniere, die im Zwei-Jahres-Rhythmus aus dem Dyckerhoff-Sportfeld einen glückseligen Mikrokosmos machen. Seit zwei Jahrzehnten besitzt der Verein die größte und auf Dauer auch mit Abstand erfolgreichste Jugendabteilung des Fußballkreises Wiesbaden. "Beispiel sinnvoller Jugendarbeit" und "Gelebte Völkerverständigung" waren nur zwei der vielen positiven Schlagzeilen, die sich die 02er auf diese Weise verdienten.

Die 14 Jahre Landesliga von 1980 bis 1994 schienen vielen langweilig. In der Zeit danach haben sich manche Blaue in diese an Aufregungen arme Epoche oft genug zurück gewünscht. Denn nun wurden auch die 02-Verantwortlichen aus ihrer Idylle gerissen und erlebten eine Vielzahl menschlicher Enttäuschungen. Dreimal mussten sie binnen sieben Jahren einen Neuaufbau einleiten, nachdem jeweils quasi der komplette Kader der ersten Mannschaft den Verein verlassen hatte. Die Biebricher ließen sich nicht erpressen, und ihr Mut wurde belohnt. Jetzt zahlte sich die kontinuierliche gute Nachwuchsarbeit aus. Mit blutjungen Spielern aus den eigenen Reihen wurde der von vielen prophezeite Absturz in die sportliche Bedeutungslosigkeit vermieden. Auch die erste Mannschaft trägt heute dazu bei, dass der BFV im Fußball der Landeshauptstadt die Nummer eins ist.

Die bedeutung der Jugendlichen, die Förderung des Nachwuchses und die Eingliederung der größten Talente in den aktiven Spielbetrieb wird das 02-Programm bleiben. Die auch finanziellen Bemühungen werden in dieser Richtung noch verstärkt, um weiter unabhängig sein zu können und fit zu werden für die Zukunft.

All dies ist ohne ehrenamtliche Helfer nicht vorstellbar. Die 02er sind - dank ihrer intakten Strukturen von der F-Jugend bis zu den Alten Herren - in der glücklichen Lage, über solche Mitstreiter in vergleichsweise hoher Zahl zu verfügen. Von ihnen wird zwar großer Einsatz gefordert. Aber diese Mühe unermüdlich auf sich zu nehmen, gibt Sinn und bereitet Freude.

Diesen Helfern das Erlebnis des positiven Wirkens und das Wir-Gefühl der freundschaftlich verbundenen Gemeinschaft zu vermitteln, ist die vordringliche Aufgabe der Verantwortlichen. Beim Biebricher Fußballverein haben sie die Idealisten, angefangen bei der Frau Sauter, die 1915 den 02-Fußballern Fresspakete an die Front geschickt hat, zu allen Zeiten höher geschätzt als eingebildete Geldsäcke, deren Launen sich auszusetzen, allenfalls kurzfristigen Erfolg zeitigt. Der Biebricher Fußball-Verein ist nicht der Platz für Abenteurer, für Freunde waghalsig-rauschiger Episoden. In seinem Alter denkt man nicht an den nächsten Tag, sondern in Souveränität ans nächste Jahrhundert.

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Zuletzt geändert am 05.07.2011. 03:17:41

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