+++ 02 Communicator - DIE ERSTE +++
Login: Anonymous
 Admin 
Hauptmenü
» News
» Forum
» Gästebuch
» Home

Counter
Besucher:35041
USER Online:1
Mitglieder Online:0

Saison 2005/06
» Trainer
» Team
» Statistik
» Aufstellungen
» Torschützen
» Spielberichte
» Kreispokal
» Bilder

Info 2005/06
» Big Hauzel
» Biber Talk

Verein
» Vorstand
» Geschichte
» Nostalgie
» Blaue Herzen

Archiv
» 1998/99
» 1999/00
» 2000/01
» 2001/02
» 2002/03
» 2003/04
» 2004/05

Links
» FIFA
» UEFA
» DFB
» HFV
» BFA-WI
» KFA-WI
» HE Fußball
» Vereine in WI
» FIW
» FLW24

FV Biebrich 02
» Zweite Mannschaft
» Jugendabteilung
» Alte Herren

100 Jahre Vereinsgeschichte - 100 Jahre Biebricher Ortsgeschichte

Dr. Rolf Faber

Vereinsgeschichte ist zugleich auch Ortsgeschichte. Die Geschichte des Fußball-Vereins Biebrich 02 ist zugleich auch ein Teil der Biebricher Ortsgeschichte. Beide sind eng miteinander verbunden, sie sind voneinander abhängig, sie bedingen einander. Anlässlich des 100-jährigen Bestehens soll diese enge Verbindung von Vereins- und Ortsgeschichte aufgezeigt werden und zwar entsprechend der jeweiligen Jubiläumsdaten.

I. Biebrich im Gründungsjahr des Vereins

Das Gründungsjahr des Fußball-Vereins Biebrich 02 führt uns in eine der wichtigsten Epochen der Biebricher Geschichte. In den Jahrzehnten vor 1914 war im Deutschen Reich in fast allen Bereichen, insbesondere in den technischen und wirtschaftlichen, eine ungeheuere Dynamik festzustellen. Diese Dynamik erstreckte sich auch auf die Kommunen. Die wilhelminische Epoche, so benannt nach Kaiser Wilhelm II., der ab 1888 als deutscher Kaiser und König von Preußen regierte, kann geradezu als eine Zeit der Kommunen bezeichnet werden. Damals wurden die infrastrukturellen Grundlagen unserer heutigen Städte und Gemeinden gelegt. Dies ist heute für uns deutlich erkennbar, insbesondere an den Bebauungsplänen, den Versorgungseinrichtungen mit Wasser, Strom und Gas sowie der Errichtung von Schulen und der Einrichtung von Krankenhäusern.

Biebrich - eine selbständige Stadt

Das war auch in Biebrich so, das 1902 noch eine selbständige Stadt war, also noch nicht nach Wiesbaden eingemeindet war - ein Schritt, der erst 1926 erfolgen sollte. Das Prädikat "Stadt" hatte man bereits 1882 angenommen, und ab 1893 nannte man sich offiziell "Stadt Biebrich am Rhein." Die Stadt zählte am 30. 10. 1902 - also zwei Wochen vor der Vereinsgründung - 15.956 Einwohner. Sie war nach Wiesbaden die größte Stadt in dem 1867 nach der Annexion des Herzogtums Nassau durch Preußen (1866) gebildeten Regierungsbezirk gleichen Namens; zugleich gehörte sie zum Landkreis Wiesbaden.

Verdoppelung der Einwohnerzahl

In den beiden Jahrzehnten zwischen 1890 und 1910 verdoppelte sich nahezu die Einwohnerzahl von 11.023 auf 21.199. Allein daraus lässt sich die gewaltige Dynamik jener Jahre erkennen.

Interessant ist allerdings auch, dass es damals in Biebrich und seinem nördlichen Stadtteil Mosbach noch insgesamt über 900 landwirtschaftliche Gehöfte gab mit 464 Pferden, 531 Stück Rindvieh, 39 Schafen und 683 Schweinen, und das, obwohl sich Biebrich-Mosbach bereits seit mitte des 19. Jahrhunderts dank der überaus günstigen Lage im Rhein-Main-Gebiet vom Bauerndorf zu einem bedeutenden Handels- und Gewerbeort gewandelt hatte.

Aus allen Ärmeren Gegenden Deutschlands waren die Menschen hierher gezogen, um in den Biebricher Industriewerken Arbeit zu finden. Die Biebricher Industrie bestand zu Beginn des Jahrhunderts im wesentlichen aus den Firmen Kalle & Co. Fabrik von Teerstoffen, chemischen und pharmazeutischen Produkten; Chemische Werke, vormals H. und E. Albert, Fabrik für künstlichen Dünger; Dyckerhoff & Söhne, Portland-Zementfabrik; Dyckerhoff & Widmann A.G. Zementwarenfabrik und Unternehmung für Betonbauten; Teerproduktenfabrik Biebrich von Seek & Alt; Rheinhütte, Eisengießerei G.m.b.H. vorm. L. Beck & Co; Thonwerk Biebrich A.G., Fabrik hochfeuerfester Produkte, sowie der Biebricher Makkaroni und Eierteigwarenfabrik G.m.b.H. Vater & Co. und der Musikinstrumentenfabrik W. Heckel. Sie alle sind in der Mitte des 19. Jahrhunderts in Biebrich gegründet worden, ihre Produkte tragen zum Teil bis heute den Namen unserer Stadt in alle Welt.

Ausbau der städtischen Infrastruktur

Den vielfältigen Anforderungen, die an eine derart gewachsene Stadt gestellt wurden, waren die Stadtväter nachgekommen. Unter hohem Aufwand an Kosten wurden Wasserleitungen gelegt, Kanalisation gebaut, Straßen gepflastert, Gehwege befestigt und freie Plätze angelegt. Rathenauplatz (Kaiserplatz), Friedensanlage (Wilhelmsanlage) und Herzogsplatz entstanden damals. Die Stadt hatte 1900 von der großherzoglich Luxemburgischen Finanzkammer den Borkholder Hof mit seinen etwa 17.800 Quadratmeter umfassenden Ländereien für über 180.000 Reichsmark angekauft und außerdem den bis 1855 genutzten altenFriedhof, der sich von der Mosbacher Kirche bis in die heutige August-Wolff-Straße (früher Gartenstrße) erstreckte, aufgelassen. Das gesamte Gelände wurde zu Bauplätzen parzelliert, um damit die Möglichkeit einer Großzügig angelegten städtebaulichen Entwicklung zwischen den beiden alten Ortskernen von Biebrich und Mosbach zu eröffnen. Damals entstand an der Kaiserstraße (heute Straße der Republik) ein ganz neuer Stadtteil. Die großen Mietshäuser mit ihren imposanten Fassaden beeindrucken noch heute. Der besonders herausgehobene Gebäudekomplex am Herzogsplatz wurde gerade 1902/03 errichtet.

Besonders hervorzuheben ist, dass Biebrich 1902 mit vier Volksschulen über ein vorzügliches öffentliches Schulsystem verfügte, an dessen Spitze das Realgymnasium mit Realschule, aus dem später die Riehlschule hervorging, und das Lyzeum standen. Auch die ärztliche Versorgung war voll gewährleistet, und im 1888 eingeweihten Krankenhaus an der Frankfurter Straße (heute Altenheim) waren alle notwendigen Abteilungen vorhanden.

Eine fortschrittliche Verwaltung

An der Spitze der Stadtverwaltung standen im Gründerjahr 1902 Rudolf Vogt als erster und August Wolff als zweiter Bürgermeister. Der erfahrene Verwaltungsjurist Vogt hatte 1891 sein Amt als Nachfolger von Johann Heppenheimer, der 30 Jahre die Gemeindeverwaltung leitete und 1893 zum Ehrenbürger ernannt wurde, angetreten und blieb bis zum Ende der Eingemeindungsverhandlungen; er war 1906 zum Oberbürgermeister und 1918 zum Geheimen Regierungsrat ernannt worden. August Wolff war zugleich Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses in Berlin. Vorsteher der Stadtverordnetenversammlung war der Fabrikant Dr. Ludwig Beck (1841 - 1918). Für seine Verdienste um die Stadt wurde ihm 1915 die Ehrenbürgerwürde verliehen. Die Wahl der Vertretung im Biebricher Rathaus wurde seinerzeit nach dem im Königreich Preußen geltenden Drei-Klassen-Wahlrecht vorgenommen, durch das die Einwohner mit geringem oder gar keinem Steuereinkommen politisch erheblich benachteiligt wurden.

Auf ihr Rathaus waren die Biebricher besonders Stolz. Es war 1876 auf der Grenze zwischen Biebrich und Mosbach errichtet worden. Doch die zahlreichen neuen Aufgaben einer modernen Stadtverwaltung ließen das Rathaus schon nach kurzer Zeit aus allen Nähten platzen, so dass einige Ämter sogar ausgelagert werden mussten. Erst als das Haus 1906 umgebaut worden war und einen Anbau erhalten hatte, war die Raumfrage endlich zufriedenstellend gelöst.

Günstige Verkehrmäßige Erschließung

Verkehrsmäßig war Biebrich ausreichend angebunden. Vier Bahnhöfe gehörten 1902 zur Stadt: der Rheinbahnhof, auf der Anhöhe oberhalb des Zollamtes, der 1905 zur Wilhelm-Kalle-Straße zurückverlegt wurde, die Bahnhöfe Curve (Biebrich-Ost) und Biebrich-West sowie die Station Chausseehaus im Biebricher Wald an der Aartalbahn gelegen (Zu Biebrich gehörten damals große Waldgebiete am Fuße des Schläferskopf). Bedauerlich war allerdings, dass keine Schnellzüge hier anhielten.

Auch die verkehrsmäßige Verbindung nach Wiesbaden war gut gelöst. Seit dem 18. Mai 1899 fuhr die Dampfbahn zwischen dem Rheinufer und der Station Beausite im Nerotal. Mit der Jahrhundertwende wurde sie von der elektrischen Straßenbahn abgelöst. Die süddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft, die die Straßenbahn betrieb, errichtete 1902/03 ihren Betriebshof, das Depot (das heutige Galateazentrum). Auch nach Mainz bestanden mit der Straßenbahn und den Lokalbooten gute Verbindungen.

Der Biebricher Hafen hatte damalsnoch eine viel größere Bedeutung als heute. Zunächst natürlich für den Fremdenverkehr. Biebrich war auf der rechten Rheinseite die erste Dampferstation in Preußen. Hier landeten alle Schiffe der beiden großen Rheindampferlinien, der Köln-Düsseldorfer und der Niederländer. Von hier aus konnte man am bequemsten die internationalen Badeorte Wiesbaden, Langenschwalbach (Bad Schwalbach) und Bad Homburg sowie die Handels- und Messestadt Frankfurt am Main erreichen. Aber auch für eine große Anzahl von Güterdampfern bildete Biebrich einen idealen Landeplatz, zumal ein Königliches Zollamt mit Lagerräumen vorhanden war.

Biebrich - ein attraktiver Wohnort

Für die Touristen war nicht nur das Biebricher Schloß eine große Attraktion. Es war noch im Besitz des früheren Landesherrn, des Herzogs Adolph von Nassau, der 1866 nach dem Ende des preußisch-östereichischen Krieges seinen Thron verloren hatte, aber 1890 Großherzog von Luxemburg geworden war. Er hatte noch rege Kontakte zu seiner Geburtsstadt, und die Stadtväter hatten es sich nicht nehmen lassen, im Rathaus seine Büste neben der des neuen, preußischen Landesherren aufzustellen. Auch der Schloßpark "mit seinen wundervollen alten Bäumen, seinen sattgrünen Wiesenmatten, den Springbrunnen und Weihern sowie seiner epheuumsponnenen Ruine, der Mosburg" war ein Anziehungspunkt für Fremde und Einheimische.

Neben dem Schloß beherrschte die 1859 bis 61 für das Nassauische Jägerkorps errichtete Rheinkaserne das Rheinufer; 1902 war dort die Königlich Preußische Unteroffiziersschule untergebracht. Sie galt der Lage nach als eine der schönsten Kasernen Deutschlands. Hinzu trat dann noch die neue evangelische Kirche, die Oranier-Gedächtniskirche, für die gerade am 5. Oktober 1902 in feierlicher Weise der Grunstein gelegt wurde.

So konnte damals unsere Stadt in einer Ortsbeschreibung gerühmt werden: "Die Stadtverwaltung im Verein mit der Bürgerschaft ist bestrebt, Wohnung und Aufenthalt in Biebrich immer freundlicher und behaglicher zu gestalten. Kanalisation, Wasserleitung, Elektrizitäts- und Gaswerk ist in Ordnung. Die Straßen sind sauber; hübsche Plätze mit wohlgepflegten gärtnerrischen Anlagen erfreuen das Auge. Auch der Tourist weilt gern hier und genießt, etwa nach einem Spaziergang durch den Schloßpark oder einem erfrischenden Rheinbad, mit Behagen von einem der Wirtschaftsgärten am Rhein aus den interessanten Anblick, den das beständig wechselnde Bild des Verkehrs auf dem breit dahinflutenden Rheinstrom gewährt. So erscheint Biebrich höchst günstig gelegen für Verkehr, Handel, Gewerbe und nicht zum mindesten als Wohnplatz."

II. Seit dem 1. Oktober 1926 Wiesbaden-Biebrich

Als der Fußball-Verein 1927 sein 25-jähriges Jubiläum begehen konnte, warim kommunalen Leben Biebrichs ein tiefer Einschnitt eingetreten: Biebrich war nach Wiesbaden eingemeindet worden. Die einstige Stadt Biebrich am Rhein hatte ihre Selbständigkeit verloren. Mit der Aufgabe der Selbständigkeit ging eine erfolgreiche kommunale Geschichte zu Ende.

In der Biebricher Bevölkerung, insbesondere bei vielen Älteren, wird dies auch heute noch oft bedauert. Man kann dann hören, der 1. Oktober 1926 sei ein "schwarzer Tag" gewesen, Wiesbaden habe damals Biebrich "geschluckt", um an den Rhein zu gelangen und sich die Steuereinnahmen der Biebricher Industriewerke zu sichern. Biebrich hätte die damalige finanzielle Krise auch aus eigenen Kräften überwinden können. Mit heute rund 40.000 Einwohnern könnte biebrich neben Wiesbaden und Mainz im Rhein-Main-Gebiet als selbständige Stadt bestehen, so wie Hochheim oder Niedernhausen. Doch entspricht diese Ansicht nicht den historischen Gegebenheiten vor 75 Jahren.

Seit 1895 Verhandlungen zur Eingemeindung

Bei der Eingemeindung Biebrichs nach Wiesbaden handelt es sich nicht um eine kurzfristige Entscheidung des Jahres 1926, sondern diese Frage zog sich über einen Zeitraum von einem Vierteljahrhundert hin. Bereits 1895 hatte der damalige Biebricher Bürgermeister Rudolf Vogt die Eingemeindung nach Wiesbaden für wünschenswert angesehen und entsprechende Verhandlungen mit dem Magistrat von Wiesbaden angeregt, weil eine zukünftige gedeihliche Entwicklung der beiden Städte nur gemeinsam Erfolg haben würde. Damals hatte allerdings Wiesbaden kein Interesse an der Industriestadt am Rhein. Wiesbaden fürchtete um seinen Ruf als Weltkurstadt. Als nach dem Ende des Ersten Weltkrieges erneut die Frage einer Eingemeindung auf der Agenda stand, wurde dies vom Wiesbadener Magistrat erneut abgelehnt. Doch waren es die katastrophalen wirtschaftlichen Verhältnisse der Nachkriegszeit, die letztlich die beiden Städte zum Handeln zwangen.

Biebrich in finanzieller Notlage

Die Stadt Biebrich befand sich schon seit Jahren infolge der durch die Kriegs- und Nachkriegszeit verursachten Belastungen in einer schweren finanziellen Notlage. Die großen Industriewerke lagen nicht auf Biebricher Stadtgebiet, sondern in Amöneburg auf dem Gebiet des Volksstaates Hessen - bis 1918 Großherzogtum (Hessen-Darmstadt). Sie führten ihre Steuern nach Darmstadt bzw. nach Mainz ab. Demgegenüber hatte Biebrich als Wohnsitzgemeinde des größtenTeils der Arbeitnehmer alle Soziallasten zu tragen, die insbesondere durch die steigende Zahl der Arbeitslosen immer mehr anwuchsen. Außerdem war Biebrich durch die französische Besatzungszone seit 1919 vom übrigen Deutschen Reich abgetrennt. Dadurch waren die geschäftlichen Verbindungen der in Biebrich ansässigen Firmen stark zurückgegangen, so dass auch hier die nötigen Steuerzahlungen ausblieben. Dazu kam, dass das Vermögen der Stadt durch die Kriegszeit, die Besatzungsmaßnahmen und durch die Inflation total geschmolzen war; der Rest wurde schnell durch die sozialen Maßnahmen aufgezehrt.

Schließlich hatte Biebrich rund zwei Millione Mark Schulden. Eine Sanierung aus eigenen Kräften war unmöglich, zumal keine Hilfe von außen, von der Reichsregierung bzw. dem preußischen Finanzministerium, zu erwarten war. Es blieb nur die Vereinigung mit dem finanzstärkeren Wiesbaden. So kam es im Dezember 1923 zum Abschluss des Eingemeindungsvertrages. Am 28. Oktober 1926 verabschiedete der Preußische Landtag in Berlin das Gesetz über die Erweiterung des Stadtkreises Wiesbaden. Damit war die Eingemeindung von Biebrich, Schierstein und Sonnenberg nach Wiesbaden rückwirkend zum 1. Oktober 1926 vollzogen.

Mit der Eingemeindung Biebrichs nach Wiesbaden erhielt die Weltkurstadt ein Gemeinwesen mit modernster Infrastruktur. Unvoreingenommen gesehen war die Eingemeindung notwendig gewesen, nachteilig wirkte sich allerdings aus, dass nach und nach das kommunalpolitische Eigenleben Biebrichs immer mehr zurückging.

Da jetzt eine stabile Währung vorhanden war, es auch alle Materialien zu haben gab, konte die Bauwirtschaft in großem Stil tätig werden. Große Hilfe bot auf diesem Gebiet besonders der Marshsallplan, mit dessen Unterstützung der soziale Wohnungsbau erst richtig begonnen werden konnte.

Grundsätzlich wurden zunächst die vorhandenen Altbaugebiet durch Neubauten abgerundet und die teilweise stark zerrissenen Ortsränder durch eine geordnete Bebauung organisch geschlossen. Dieser Abschnitt begann 1950, als in der Gartenstraße (August-Wolff-Straße) und Elise-Kirchner-Strße sowie in der Karlstraße (Teplitzstraße) und der Pfälzerstraße Wohnbauten errichtet wurden.

Ab 1954 wurde dann das freie Feld hinter dem Straßenbahndepot sowie das Ackergelände an der Frankfurterstraße (Breslauer Straße) als reines Wohngebiet bebaut.

Als Ende der 50er Jahre das in unmittelbarer Nähe gelegene Baugelände erschöpft war, bemühte man sich um neue Erschließungsgebiete. So entstanden in den 60er Jahren auf der Adolfshöhe und auf dem Gräselberg zwei neue Wohngebiete.

Die Einwohnerzahl war in den 50er Jahren von 34.278 (1953) auf 37.727 (1958) gestiegen.

Ortsbeirat und Ortsverwaltung

Mit dem demokratischen Neubeginn nach dem Ende des so genannten Dritten Reiches blieb Biebrich weiterhin Stadtteil von Wiesbaden. Ein Wiedererlangen der Selbständigkeit wurde damals nicht ernsthaft erwogen. Im Biebricher Rathaus wurde erneut eine Verwaltungsstelle eingerichtet, die zahlreiche Aufgaben zu erfüllen hatte. Erster Verwaltungsstellenleiter war Heinrich Neusel. Ab 1. Oktober 1949 leitete Jakob Oswald die Verwaltungsstelle.

Mit der Einführung eines Ortbeirats erhielten die Biebricher wieder eine Art "Gemeinderat": Zwar wurden die Mitglieder zunächst nicht direkt gewählt (dies war erst ab 1972 möglich), sondern sie wurden von der Stadtverordnetenversammlung bestimmt. Dennoch bestand nunmehr eine Institution, die Vorschläge und Anregungen bei den städtischen Körperschaften einbringen konnte und außerdem für die kleineren und größeren Sorgen der Bürger ein offenes Ohr hatte. Erster Vorsitzender des Ortsbeirats war Christian Krauß (CDU). Ihm folgte von 1950 bis 1956 Jakob Spitzer (CDU). Nach dessen plötzlichem Tod trat Martin Hörner (SPD) bis 1968 an die Spitze des Ortsbeirats.

III. Jahre des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg

Das 50jährige Jubiläum fand in einer Zeit Wiederaufbaus nach dem zweiten Weltkrieg statt. Eines der wichtigsten Probleme in dieser Zeit war die Lösung der Wohnungsnot. Zwar blieb Biebrich im Zweiten Weltkrieg das Schicksal anderer Stäste wie Mainz , Gießen oder Darmstadt mit einer Totalzerstörung erspart, dennoch waren im Stadtgebiet durch Bombenangriffe 106 Gebäude völlig zerstört worden, über 800 Wohnungen ausgebombt. Hinzu kamen zahlreiche Familien, die nach der Bestetzung Biebrichs durch amerikanische Truppen ihre Häuser und Wohnungen auf der Adolfshöhe für die Unterbringung der Besatzungssoldaten hatten räumen müssen.

Besonders prekär wurde die Situation, als Flüchtlingsfamilien ankamen, die nach den Beschlüssen der Potsdamer Konferenz aus ihrer angestammten Heimat vertrieben worden waren. Waren am 1. Mai 1946 beim öffentlichen Wohnungsamt 325 Wohnungssuchende mit zusammen 1113 Personen gemeldet, so standen wenig später etwa 5000 Flüchtlinge vor den Toren der Stadt, die untergebracht werden mussten. Die Menschen mussten also noch mehr zusammenrücken, Waschküchen und Gartenhütten wurden damals zu Notquatieren. Biebrichs Einwohnerzahl stieg von 27.995 (1946) in vier Jahren auf 32.512 (1950).

Mit zunächst bescheidenen Mitteln ging man gemeinsam ans Aufbauen. Dazu zählte zunächst einmal der Ausbau zahlreicher Dachgeschosse. Erste Neubauten entstanden 1946 auf städtischem Gelände an der Schulstraße (heute Wilhelm-Tropp-Straße).

Aufbruch nach der Währungsreform

Mit der Währungsreform im Jahre 1948 begann dann die eigentliche Epoche des Aufbaus und der Stadterweiterung. Am 21. Juni 1948 trat das Gesetz über die neue Währung - Deutscche Mark genannt - in Kraft. Von einem Tag auf den anderen war die Reichsmark für ungültig erklärt worden.Die naoch in Umlauf befindlichen Banknoten, Münzen und Briefmarken waren auf einmal nur noch ein zehntel ihres Nennwertes wert. Jeder Einwohner erhielt einen Kopfbetrag von 60 DM im Umtausch gegen 60 RM; 40 DM wurden sofort, die restlichen 20 DM einen Monat später ausgezahlt. Die neue Währung bewirkte ein Wunder. Auf einmal war in den Geschäften alles zu haben, was bisher nur unter größten Schwierigkeiten "beschafft" werden konnte. Doch war die Bevölkerung mit der Ausgabe des neuen Geldes sehr Zurückhaltend, da keiner wusste, wann die nächste Auszahlung erfolgen würde.

IV. Neue Impulse für das Biebricher Vereinsleben in den 70er Jahren

Als 1977 der BFV 02 75 Jahre geworden war, hatte sich eine neue Situation ergeben

Die 60er Jahre waren für das Vereinswesen eine Zeit des Niedergangs. Nach einem regen Vereinsleben in der Nachkriegszeit war plötzlich eine Zeit der Depression angebrochen. Noch in den 50er Jahren belebten die Orchester und Gesangsvereine mit ihren Konzerten die Wintermonate in Biebrich, und auch die Tabellenplätze der Sport- und Turnvereine zeigten, dass das sportliche Leben mehr von Vereinsinteressen als von persönlichen Vorteilen der Aktiven geprägt war. Dieses rege Vereinsleben ging in den 60er Jahren zurück.

Die Gründ für diesen Rückgang sind wohl weniger in den Vereinen selbst zu suchen, sondern eher von außen herangetragen worden. Damals war der Aufbau in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft nach dem totalen Zusammenbruch von 1945 endgültig abgeschlossen. Die Wirtschaft stand in voller Blüte. Doch die Menschen waren auf einmal träge geworden, und das insbesondere im Hinblick auf die Zeit nach Feierabend in den Betrieben. Aktive Freizeitgestaltung war auf einmal zu einem Fremdwort geworden. Insbesondere hatte das "Pantoffelkino" jegliche Aktivitäten abgewürgt. Durch das Fernsehen war auf einmal die ganze Welt ins eigene Wohnzimmer gekommen, und da war es dann völlig müßig, den Fuß vor die Tür zu setzen, um selbst aktiv zu werden.

Viele Vereine konnten damals ihre Tätigkeit nicht mehr fortsetzen. Eigene Veranstaltungen waren zu einem finanziellen Risiko geworden. Man musste neue Wege suchen, um in der Zukunft weiter bestehen zu können. Hierfür boten sich einerseits Zusammenschlüsse an, andererseits war aber auch die Verbessrung der Organisation der Vereine vor Ort gefragt, um eine Koordinierung der Vereinsarbeit zu gewährleisten.

Die 1100-Jahrfeier Biebrichs

So kam es am 3. Januar 1969 in Biebrich zur Gründung eines Vereinsrings. Erster Vorsitzender wurde der Initiator Karl Carius. Als Beisitzer für die Fußballvereine wurde Erwin Müller (BFV 02) gewählt. Eine wichtige Aufgabe für den Vereinsring war die Durchführung der 1100-Jahrfeier Biebrichs 1974.

Um die hierfür erforderlichen Aktivitäten auf eine breite Grundlage zu stellen, wurde eine eigene Arbeitsgemeinschaft gegründet, der nicht nur der Ortsvereinsring, sondern auch der Ortsbeirat, die Kirchen, die politischen Parteien und alle Vereine und Verbände angehörten, die bisher dem Vereinsring nicht angehört hatten. Horst Seilberger (BFV 02) vertrat dort die Interessen des Sports. Ein Höhepunkt war sicher der Festumzug durch die Straßen Biebrichs. Es war ein denkwürdiger Tag, an dem Deutschland zum zweiten Mal Weltmeister wurde - unter der Beteiligung von Jürgen Grabowski, dem die Biebricher am Schloß ein herzliches Willkommen bereiteten.

Die 1100-Jahrfeier war in der Tat ein voller Erfolg. Von ihr gingen sehr viele Impulse aus, die das gesellschaftliche Leben Biebrichs völlig veränderten. Die Hinwendung zur eigenen Geschichte gab Biebrich und den Biebrichern ein neues Gefühl der Identität. Die Erinnerung an die Vergangenheit führte zu einem neuen Selbstbewusstsein. Die 1100-Jahrfeier hat dazu geführt, dass Vereine und Verbände ihre Geschichte wieder entdeckt haben und es deshalb in den folgenden Jahren zu zahlreichen weiteren Gedenkveranstaltungen gekommen ist. Auch das Biebricher Schloß ist damals für die Biebricher "wieder entdeckt" worden. Seit der großen Heimatausstellung im Schloß, die von über 30.000 Bürgerinnen und Bürgern besucht wurde, wird das Schloß von den Vereinen als "gut Stubb Biebrichs" genutzt und steht allen offen.

Die 1000-Jahrfeier Mosbachs im Jahre 1991 hat erneut die gute Zusammenarbeit aller Verantwortlichen in Biebrich gezeigt und die Identifikation der Bevölkerung mit ihrem Stadtteil gestärkt.

Gründung der AG Biebricher Vereine und Verbände

Nach dem großen Jubiläumsjahr ist aus der Arbeitsgemeinschaft Biebricher "1100 Jahr Biebrich " 1975 die Arbeitsgemeinschaft Biebricher Vereine und Verbände hervorgegangen, die heute über 100 Mitgliedsvereine umfasst. Die enge Verbindung zwischen dem BFV und der AG wird durch die Mitgliedschaft von Horst Klee im Beirat gewährleistet. Neben dem Neujahrsempfang im Biebricher Schloß, dem Maisingen der Gesangsvereine, den Kulturtagen im Herbst, der Kranzniederlegung am Volkstrauertag, der Nikolausbescherung unter dem Weihnachtsbaum steht seit 1979 das Mosburgfest im Mittelpunkt der Aktivitäten der AG. Das Mosburgfest ist ein Fest der Biebricher für die Biebricher. Hier wird den Vereinen Gelegenheit gegeben, sich den Bürgern vorzustellen. Hier haben die Vereine auch die Gelegenheit, ihre Vereinskasse aufzubessern. Von Anfang an war auch der Biebricher Fußballverein mit einem großen Stand an diesem Fest beteiligt.

V. Integration von Ausländern und Partnerschaft zur Wirtschaft

Als der BFV 1992 die 90-Jahrfeier beging, wurden zwei Dinge besonders hervorgehoben: die integrative Jugendarbeit des Vereins und die enge Partnerschaft zwischen Verein und Wirtschaft.

Kaum ein anderer Stadtteil Wiesbadens weist eine solch internationale Prägung auf wie Biebrich. So waren 1974 rd. 2000 Ausländer in Biebrich ansässig. Die Hälfte davon waren Griechen; zahlenmäßig folgten Türken, Jugoslawen, Italiener und Portugiesen.

Zwar kann heute im Straßenbild festgestellt werden, dass sie eigene Geschäfte und Dienstleistungsbetriebe haben, wobei sie mehr oder weinger ehemals alteingesessene Familienbetriebe abgelöst haben, doch ist die Frage der Integration der Familien bis heute noch nicht gelöst.

Ausnahmen bilden die Gastwirte, die gesellschaftliche Anerkennung gefunden haben, sowie Mitglieder von politischen Parteien, die sogar in den Ortsbeirat gewählt wurden.

Trotzdem ist festzustellen, dass sich Griechen und Türken in Biebrich gewissermaßen nur in ihren jeweils eigenen Kreisen wohlfühlen. So haben die Griechen etwa ihr Zentrum in ihrer eigenen Kirche, die durch den Umbau des früheren Adler-Kinos eingerichtet worden ist. Auch die Türken haben eigene Treffpunkte, etwa in ihrem Fußballverein. Dessen ungeachtet ist es der BFV 02, der in unserem Stadtteil praktische Integrationsarbeit leistet. Sind doch über 60 Prozent der Jugendspieler (türkischer, griechischer, italienischer und anderer Abstammungen).

In der Jugendabteilung des BFV finden junge Ausländer im Spiel um Punkte und Tore zusammen. Durch das gemeinsame Spiel ist zu erwarten, dass auch unter den verschiedenen Landsmannschaften Gemeinschaft entsteht und dies nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch über das Spielfeld hinaus. Auch das alle zwei Jahre stattfindende Fußballtunier unter Beteiligung mehrerer ausländischer Vereine trägt dazu bei, bei den jugendlichen Teilnehmern das Bewusstsein für ein Leben in einem gemeinsamen Haus Europa zu fördern.

Die enge Verbindung des Vereins zu dem bedeutendsten Industriewerk Biebrichs, dem Werk Kalle-Albert der höchst AG, hob in der Festschrift der Werksleiter Dr. Peter Goebel hervor. Durch gezielte Unterstützung der Vereinsarbeit soll Hilfe zur Selbsthilfe geleistet werden.

VI. Ausblick in die Zukunft

Wenn in diesem Jahr das 100-jährige Bestehen gefeiert wird, so kann zunäxchst eimal mit Stolz zurückgeblickrt werden, auf das, was der Verein in diesen 100 Jahren geleistet hat. Von der Gründung im Kaiserreich über die Weimarer Republik und die Diktatur des Dritten Reichs zur demokratischen Ordnung der Bundesrepublik lässt sich ein weiter Bogen schlagen, in dem der Verein gute und schlechte Zeiten erlebt hat.

Wie schnell allerdings Änderungen eintreten können, beweist die Tatsache, dass das Werk Kalle-Albert, vor zehn Jahren enger Partner des Vereins, nicht mehr besteht. Dort wo in beiden Betrieben einmal 11.000 Menschen beschäftigt waren, existiert nur noch ein Industriepark mit mehr als zehn Betrieben und Unternehmen, in denen noch nicht einmal die Hälfte von einst Arbeit findet.

Wenn mann bedenkt, dass 1974 einmal fast 20.000 Menschen an der Rheinfront tätig waren, dann zeigt sich, welche Verluste an Arbeitsplätzen in Biebrich inzwischen eingetreten sind. Trotz dieser negativen wirtschaftlichen Entwicklung ist Biebrich in den vergangenen Jahren zu einem attraktiven Wohnort geworden. Nicht nur hochwertige Wohnanlagen sind am Rheinufer entstanden, sondern auch gut geschnittene Einfamilienhäuser.

Auch das gesellschaftliche Leben entwickelte sich weiter. Neben der Arbeitsgemeinschaft Biebricher Vereine und Verbände hat sich eine Interessengemeinschaft für Handel und Gewerbe gebildet, die Initiativen einleitet, u´m das Biebricher Geschäftsleben attraktiver zu gestalten und um dafür zu sorgen, dass der Ortskern Biebrichs im Hinblick auf die Einkaufszentren auf der grünen Wiese nicht "ausblutet". Auch die im Ortsbeirat vertretenen Parteien versuchen über das politisch Trennende hinweg, gemeinsam zum Wohle der Interessen Biebrichs zusammenzuarbeiten.

Schwierige Perspektiven gibt es für die örtlichen Vereine. Auf der einen Seite steht die Eigenständigkeit der Vereine, die meist auf eine lange Tradition zurückblicken können, auf der anderen Seite besteht der Zwang zusammenzugehen, um weiterhin existieren zu können. Viele beklagen das Fehlen von Nachwuchs, außerdem wird der Rückgang des ehrenamtlichen Engagements festgestellt.

Doch ohne Nachwuchs und ohne Ehrenamt wird kein Verein die kommenden Jahre überdauern können. So gilt es, junge Leute an die Vereine heranzuführen, sie in die Vereinsfamilie einzubinden und ihnen nach und nach Verantwortung zu übertragen. Nur so können unsere Vereine weiterbestehen. In diesem Sinne ist der BFV 02 seit Jahren erfolgreich tätig. Der Vorstand hat vorausschauend dafür gesorgt, dass die Zukunft des Vereins auch im nächsten Jahrhundert gesichert ist.

blue line

print me Drucken

Zuletzt geändert am 05.07.2011. 02:14:50

Valid HTML 4.01 Transitional  Valid CSS!

nach oben
Hauptmenü
» User / Login
» User Liste

Login

nick:
pass:


Historische Tabellen
» Archiv
» 1906/07 - 1929/39
» 1930/31 - 1939/40
» 1940/41 - 1949/50
» 1950/51 - 1959/60
» 1960/61 - 1969/70
» 1970/71 - 1979/80
» 1980/81 - 1989/90
» 1990/91 - 1999/00

Kontakt
» Kontakt