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100 Jahre Deutscher Fußballbund

Egidius Braun

(Eine vom DFB-Ehrenpräsidenten akualisierte Fassung seiner Festrede vom 28. Januar 2000 in Leipzig)

Die Zeit ist kurzlebig und doch sind 100 Jahre - nicht nur nüchtern und statistisch betrachtet - mehr als eine kurze Spanne, vor allem wenn man die Entwicklung des Fußballs in sie einblendet, seinen Siegeszug um den Erdball Revue passieren lässt und die immer aufs Neue von ihm ausgehende Fazination erkennt. Das Bild vom Ball, der um die Welt fliegt, hat ebenso Symbolcharakter wie die Feststellung, dass der Fußball bei aller sportlicher Rivalität doch immer ein Spiel ist. Dies bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass er eine wichtige Rolle als Mittler und Förderer von Integrität im Sinne gesellschaftlicher Vorstellungen, aber auch Verantwortung, übernommen hat.

Ich persönlich empfinde es als eine große Auszeichnung, dass ich im Jahr des 100-jährigen Bestehens als Präsident an der Spitze des Verbandes stehen durfte. Viele Gedanken haben mich in den vergangenen Tage und Monaten beschäftigt. Es waren besonders Gefühle der Dankbarkeit, die ich schon als junger Mensch und nicht erst als Präsident des DFB empfunden habe, der für mich zeitlebens eine Herzensangelgenheit war. Sein Wesen ist ein sinnliches Tun, das Brücken baut zu den Menschen in der ganzen Welt, Kultur, weil der Sport über den Broterwerb des Menschen hinaus geeignet ist, Lebensqualität zu vermitteln.

Uns alle verbindet die Liebe zum Fußballsport. In dieser Gemeinsamkeit finden wir Kraft und die Stärke zur Gestaltung der uns übertragenen Aufgaben vor 100 Jahren, heute und auch morgen.

Wir sind für die Weltmeisterschaft 2006 gut gerüstet. Das haben uns zumindest die Delegierten der FiFa- Inspektionsgruppe eindrucksvoll bestätigt. Es war die Bewerbung eines über viele Jahre leidvoll geteilten Landes. Millionen von Menschen im früher noch geteilten Europa haben deshalb im Jahr 2006 erstmalig die Gelegenheit, ohne Reisebeschränkungen in voller Freiheit die Spiele im vereinten Deutschland unmittelbar zu erleben.

Ich bin mir daher sicher, dass die Vergabe der WM 2006 an Deutschland eine Entscheidung von höchster sport- und gesellschaftspolitischer Bedeutung für Europa war.

Die nunmehr 100-jährige Geschichte des DFB ist eine sehr wechselvolle. Sie ist geprägt von Triumphen, Erfolgen, aber auch - das sollte nicht vergessen werden - von Tiefs und bitteren Rückschlägen. Sie ist zwangsläufig auch wechselvoll, weil die Geschichte des Fußballs untrennbar eng verbunden ist mit der deutschen Geschichte im vergangenen Jahrhundert. Der Fußball ist in unserem Land in einer Epoche zunehmender Industrialisierung aus der Taufe gehoben worden. Er war schon damals zu Beginn des 20. Jahrhunderts für viele, nach Freizeitausgleich und sozialer Geborgenheit strebende Menschen eine Art von Heimatersatz.

In den Zeiten wirtschaftlichen Elends und hoher Arbeitslosigkeit nach dem 1. Weltkrieg blieb der Fußball für die Menschen stets ein Ankerplatz in einem sicheren Hafen, wo ihnen das starke Gefühl der Hoffnung vermittelt wurde, dass mit einem gesunden Selbstbewusstsein und Selbstbehauptungswillen die Talsohle durchschritten werden kann.

Der Moloch Nationalsozialismus vereinnahmte mit der ihm eigenen Brutalität auch den Fußball und missbrauchte ihn für seine Ziele und Ideologie. Manche - das lässt sich nicht leugnen - haben sich auch vereinnahmen lassen. Andere tolerierten jene Machtergreifung. Ich will feststellen: Wir waren sicherlich keine Widerstandsbewegung. Diejenigen aus unseren Reihen, die Widerstand leisteten, fanden sich häufig in den Konzentrationslagern wieder.

Die Schmach dieses Zeitalters dürfen wir nie vergessen, sondern wir müssen dauerhaft unsere Lehren daraus ziehen. Ich weiß mich in Übereinstimmung mit unserem verehrten ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäkker, wenn ich sage: Es geht nicht darum, Vergangenheit zu bewältigen. Das kann man gar nicht. Wer aber die Augen vor der Vergangenheit verschließt, wird blind für die Gegenwart. Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, wird anfällig für neue Ansteckungsgefahren.

Bis 1990 gab es zwei deutsche Fußballverbände: den DFB und den DFV. Was einst getrennt war, ist gottlob inzwischen wieder zusammengewachsen. Im Bereich des Fußballsports ist dies dank des großen Engagements vieler positiver Kräfte besonders schnell und gut gelungen.

Es sei mir gestattet, dass ich hierbei sehr intensiv meines viel zu früh verstorbenen Vorgängers Hermann Neuberger noch einmal gedenke. Er war es, der in seiner unnachahmlichen Art und mit nie erlahmender Energie die Vereinigung der beiden Verbände vorangetrieben hat, wobei er in Dr. Moldenbauer einen idealen Partner an seiner Seite hatte.

Wenn wir nun den Blick nach vorn richten, wird es selbstverständlich von größter Wichtigkeit sein, alles zu tun, um das allseits anerkannte hohe sportliche Leistungsvermögen national und auch international zu erhalten. Von Verbandsseite her werden wir mit der geplanten Strukturreform dafür auch die Weichen stellen. Entscheidend wird es indes darauf ankommen, die Interessen des Fußballs in seiner Gesamtheit unter der Verantwortung des DFB zu behalten. Natürlich werden wir dem professionellen Fußball aus Überzeugung eine große Eigenständigkeit zubilligen. Die große Solidarität des Fußballs insgesamt darf allerdings nie angetastet oder gar in Frage gestellt werden.

Wir stehen nämlich nicht nur für 36 Profiklubs ein, sondern fühlen uns verpflichtet, gemeinsam mit unseren Profi-Ligen die Interessen aller unserer fast 27.000 Vereine in Deutschland unter der Führung des DFB engagiert zu vertreten. Nur so kann nämlich die Einheit des deutschen Fußballs als tragende Säule unseres Verbandes gewahrt und gesichert werden.

Die Gemeinschaft der 6,3 Millionen Menschen im DFB muss sich natürlich immer wieder in Frage stellen lassen und muss sich auch Fragen stellen, wie das Zusammenleben in unserer Gesellschaft überhaupt aussieht. Sie wissen alle, dass ich dem sozialen Engagement, also der tätigen Hilfe von Menschen für Menschen, eine sehr große Bedeutung beimesse. Wir dürfen nie die Augen vor den Sorgen und Nöten unserer Zeit verschließen, vor dem zum Teil sehr starken Gefälle zwischen den reichen und den benachteiligten Ländern und Verbänden, vor dem drohenden Auseinanderdriften von Besitzenden und Wenigerbesitzenden, vor dem Schreckgespenst der Arbeitslosigkeit, vor Gewalt und den Problemen, die sich beispielsweise aus der Verschiedenartigkeit der Kulturkreise ergeben.

Fußball muss immer mehr sein als "1:0". Der DFB ist stolz darauf, eine "Bilanz der guten Taten" vorweisen zu können.

Erinnert sei hier zum Beispiel an das Wirken der "Sepp-Herberger-Stiftung" oder der "Mexico-Hilfe". Der Fußball muss im Sinne der Verständigung stets die Rolle eines Mittlers zwischen Menschen und Völkern übernehmen. Deshalb wird der DFB auch in Zukunft alles in seiner Macht Stehende unternehmen, dass Randgruppen wie Hooligans, Rechts- oder Linksradikale oder andere blindwütige Fanatiker keine Plattform für ihre Menschen verachtenden Aktivitäten finden.

Ein Jahrhundert mit vielen großen Ereignissen, Bewegungen und Umwälzungen liegt hinter uns. Nun müssen wir uns aber offensiv den Herausforderungen des neuen Jahrtausends stellen. Und da bewegt mich ein Gedanke ganz besonders: Fußball muss Volkssport bleiben! Er darf nie von Geschäftemachern missbraucht werden, die nur eines im Auge haben: den grenzenlosen Profit um jeden Preis.

Wir können das Rad der Geschichte nicht anhalten oder gar zurückdrehen. Wer aber glaubt, Fußball sei nur noch ein "Millionenspiel", der irrt. Fußball ist vielmehr ein "Spiel für Millionen", welche er auch in Zukunft in seinen Bann ziehen wird. Davon bin ich überzeugt.

Auch in meinem Alter hat man noch Träume: Ich träume auch weiterhin von einem Fußballsport, der sich nicht im Fernsehen "totsenden" oder in selbstgefälligen Shows "platt reden" lässt, sondern von einem Fußballsport, der seine gesellschaftlichen Werte verteidigt, sich nicht missbrauchen lässt und der damit den Zeitgeist - so wie er es immer getan hat - positiv mitgestaltet. Unser wirkliches Kapital sind die Millionen von Menschen und nicht die anonymen Aktien und Aktionäre einer Kapitalgesellschaft.

Unsere Fans, unsere wichtigsten Begleiter in unserem Sport, müssen unseren Fußball erleben und an ehrliche Leistungen glauben dürfen. Dafür lohnt es sich zu kämpfen, und wir sind bereit für diesen Kampf.

Wir sollten heute mit Dankbarkeit, Freude und Stolz auf das bisher Erreichte zurückblicken, aber auch in aller Öffentlichkeit bekunden, dass wir das neue Jahrhundert mit Mut und Zuversicht angehen wollen. Dabei bin ich fest davon überzeugt, dass wir erfolgreich sein werden, weil sich auch zukünftig immer wieder Frauen und Männer ehrenamtlich in den Dienst des Fußballs stellen, weil sie wissen, dass sie sich damit dem Dienst an und für Menschen insbesondere der Jugend und der zukünftigen Generation widmen.

Der dem Fußball sehr zugetane Schriftsteller Rohr Wolf hat einmal gesagt: "Die Welt ist zwar kein Fußball, aber im Fußball findet sich eine Menge Welt."

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen!

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Zuletzt geändert am 05.07.2011. 02:14:50

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