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Blaue Persönlichkeiten

Heinz-Jürgen Hauzel

Horst Klee - traditionsbewusst auf immer neuen Wegen

Solange wie niemand sonst führt Horst Klee den Biebricher Fußball-Verein. Fast ein Drittel der hundertjährigen Geschichte gestaltete er als Vorsitzender - und das stets mit wachem Kopf, aber auch mit ganzem Herzen. Wenn man ihn porträtiert, muss man sich die Entwicklung der Blauen in dieser Zeit vor Augen halten. Während andere Klubs erst noch in ihre Krisen hineinschlidderten und zum Teil bis jetzt nicht mehr herausfanden, baute er den BFV um, stellte ihm neue, den Zeiten angepasste Aufgaben, aus denen der Verein bis heute und in Zukunft seine Existenzberechtigung zieht.

Die Blauen stehen nicht mehr zuvorderst in Konkurrenz zu ihren Nachbarn. Neben dem sportlichen Wettkampf betrachten die 02er ihr Mitwirken bei dem Bemühen, Biebrich als größten Wiesbadener Stadtteil zu einem für alle Bewohner lebenswerten Gemeinwesen zu machen, als erste Ehrenpflicht. Der BFV unterbreitet seit vielen Jahren jedem - ohne Unterschied von Alter, Talent, Herkunft, Glauben und sozialer Stellung - ein fußballsportliches Angebot. Dass die Arbeit mit den Jugendlichen und die Nachwuchsförderung dabei im Mittelpunkt stehen, ist eine Selbstverständlichkeit. Noch lange bevor andere auch nur davon sprachen, machte man sich bei den 02ern die Integrationskraft des Mannschaftssports zu Nutze, um aktiv einen wesentlichen Anteil am außergewöhnlich friedfertigen Miteinander aller Biebricher zu leisten. Diesen Weg hat Horst Klee gewiesen und dadurch dem Klub und seinen ehrenamtlichen Mitarbeitern eine sinnvolle Aufgabe gestellt.

Die Entwicklung des Vereins seit seiner Amtsübernahme 1971 ist rundum positive. Zwar spielt die erste Mannschaft heute eine Klasse tiefer als damals, aber die Blauen sind mittlerweile unumstritten zur Nummer eins im Wiesbadener Fußball geworden, wenn man alle relevanten Parameter zur Beurteilung heranzieht: Mitgliederzahl, Größe und Erfolge der gesamten Jugendabteilung, Stellung der aktiven Mannschaften, Organisation von Veranstaltungen, gesellschaftliche Bedeutung und wirtschaftliche Situation.

Für Horst Klee besaß Schuldenfreiheit stets oberste Priorität. Nur ein finanziell gesunder Verein, so seine Maxime, kann seine sportlichen und sozialen Aufgaben erfüllen. Die Verlässlichkeit des 02-Handelns und die Zuverlässigkeit der 02-Verantwortlichen sind natürlich nicht allein sein Verdienst. Aber sein Name steht als Synonym für die Solidität der Blauen.

Sein Glück war sicher, engagierte Top-Mitstreiter für die Schlüsselpositionen zu finden. Sein Verdienst war es, sie bei aller Unterschiedlichkeit der Charaktere einzubinden und lange bei der stange zu halten. Die Kontinuität der Vereinsarbeit wurde garantiert auch durch die vieljährige Dauerhaftigkeit, mit der die Vorstandsstühle besetzt blieben. Hartmut Steindorf, Werner Kuhn, Dieter Zorn, Horst Seilberger - ohne sie wäre die Ära Klee so nicht vorstellbar. Aber Horst Klee verstand es stets auch, neue Mitstreiter zu finden und blieb immer offen für neue Wege, Ideen und Konzepte, wenn sie günstige Perspektiven versprachen.

Als er vor 31 Jahren mit 31 Jahren antrat, rettete er zuerst die eigenständige Zukunft des Biebricher Fußball-Vereins. Dank seiner Energie, die er trotz Beruf, Familie, seinem politischen Engagement und anderen ehrenamtlichen Aufgaben in die Blauen investierte, entwickelte er die 02er zu einer wieder unumstrittenen, gegen Krisen jedweder Art unanfällige Größe in der Landeshauptstadt.

Gemeinsam mit seinem Team schuf er 1977 mit dem Klubheim das Zuhause der Blauen, belebte Anfang der 80er Jahre die Vereinszeitung wieder und knüpfte neue Kontakte zur heimischen Wirtschaft. Das internationale C-Jugendtuniere, das grenzenlose Meeting für den Nachwuchs, der Nostalgiecup, das Treffen der Wiesbadener Fußball-Asse von einst, sowie die Blaue Nacht, das Fest für die ganze 02er Familie, Freunde und Gönner, wurden zu Traditionsveranstaltungen, die die gesamte Breite der Vereinsarbeit nicht nur symbolisch in aller Öffentlichkeit widerspiegeln. In viel beachteten Diskusions-Foren belegten die Blauen wiederholt, dass auf dem Dyckerhoff-Sportfeld nicht nur Sport getrieben, sondern auch seine Stärken und Schwächen reflektiert, seine Möglichkeiten stets aufs neue ausgelotet werden.

Für den Vorsitzenden und jeden engagierten Blauen ist es keine Härte, in die Pflicht genommen zu werden. Sie spüren die soziale Verantwortung und machen sie zum Programm: Der uneigennützige Verein als notwendiger Teil einer funktionierenden Gesellschaft ist Sinnstifter für all seine Mitstreiter. Jeder hilft in Rahmen seiner Möglichkeiten. Und es gehört zum guten Stil Klees und seiner Mannschaft, um die kleinen, guten Taten wenig Aufhebens zu machen. Das Horst Klee zu seinem 60. Geburtstag statt der Geschenke Spenden für die 02-Jugendarbeit erbat, dass beim Nostalgiecup bislang schon über 13.000 Mark für soziale Zwecke erwirtschaftet und gesammelt wurden, passt ins Gesamtbild. Während in unserer Gesellschaft erst langsam wieder die Erkenntnis zu reifen scheint, dass Spass und Geld vielleicht doch nicht alles sind, leben sie beim beim Biebricher Fußball-Verein unter der Führung von Horst Klee schon lange nach dem Motto: Spaß haben und Gutes tun.

Jürgen Grabowski - auch als Weltmeister ein Kamerad

Man muss keine teuren Gutachten in Auftrag geben, um es zu belegen: Jürgen Grabowski war es, der den Namen des Biebricher Fußball-Vereins über die hessischen Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht hat. In den Fußball-Alben, in die in den Sechziger Jahren Kinder und Jugendliche in der ganzen Republik die gesammelten Bilder der neuen Bundesliga geklebt haben.Später in den Saison-Sonderheften oder im Kicker-Almanach stand`s schwarz auf weiß: Jürgen Grabowski, früher FV Biebrich 02. Er war unzweifelhaft das größte Talent, der beste Fußballer, der je in den Reihen der Blauen gekickt hat. 1960 kan er von den 19ern, weil die keine A-Jugend auf die Beine bekamen. Zwei Jahre mit dem ältesten Nachwuchs, drei Jahre bei den Aktiven in der Hessenliga - das war die Ära des Weltmeisters bei den Blauen, denen er aber stets - in den 15 Bundesliga-Spielzeiten für die Eintracht Frankfurt und danach - die Treue gehalten hat.

Längst Ehrenmitglied, sagt er heute: "Meine Zeit bei Biebrich 02 war für mich ein Glücksfall. Es stimmte einfach alles. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich von Leuten umgeben war, auf die ich mich verlassen konnte." Kein Wunder, dass er sich von einem Blauen begleiten ließ, als er zu Vertragsverhandlungen mit dem Frankfurtern ging: Das damalige Spielausschuss-Mitglied Horst Klee nahm an den Gesprächen mit Eintracht-Präsident Rudi Gramlich teil. "Wir einigten uns, und der Vertrag war perfekt", erinnert sich Grabowski, "obwohl es mir nicht leicht fiel, die 02er und ihr intaktes Umfeld zu verlassen."

Die Zahl 44 spielt im Fußballer-Leben Jürgen Grabowskis eine magische Rolle. Am 7. Juli 44 geboren, absolvierte er später 44 Länder- und 441 Bundesligaspiele. Mit der Nationalmannschaft, für die er fünf Tore erzielte, nahm er an drei Weltmeisterschaften teil. Schon 1966, als er in England noch ohne Einsatz blieb, 1970 in Mexiko, wo er sich als "weltbester Auswechselspieler" in die Schlagzeilen spielte und mit dem Team Dritter wurde und schließlich 1974, als er in der Mannschaft stand, die das Münchner Finale gegen Holland 2:1 gewann. Er erhielt das silberne Lorbeerblatt und trat zurück. Vier Jahre später wollte ihn Helmut Schön zur Rückkehr und zur Teilnahme an den Titelkämpfen überreden, doch der Grabi sagte nach reiflicher Überlegung ab. Obwohl gerade in seinen "späteren Jahren" seine Genialität auf dem Platz so beeindruckend zur Geltung kam. Nicht mehr auf Rechtsaußen, sondern als großer Regisseur führte er die Eintracht, für die er 109 Bundesliga-Treffer markierte, zu zwei DFB-Pokalsiegen. Ein letzter Höhepunkt hätte der Uefa-Pokalsieg 1980 werden können, doch im Endspiel gegen Borussia Mönchengladbach fehlte er wegen einer Verletzung, die er bei einem bösen Foul des damals 19-jährigen Lothar Matthäus erlitten hatte.

Wenngleich Jürgen Grabowski seit mehr als einem Jahrzehnt mit großer Begeisterung und mit dem ihm eigenen sportlichen Ehrgeiz Golf spielt, erinnert er sich gern gerade an seine Zeit bei den Blauen. Rufen die alten Mitstreiter aus der Jugend oder der Hessenliga-Mannschaft, wenn sie sich zu den Stammtischen bei Helmut Mehl am Schloßpark oder in jedem Januar zum Nostalgiecup treffen, ist er oft dabei, kickt nicht mehr selbst, aber plauscht ausdauernd mit den Kumpels von einst. Nicht um der Runde durch seine Anwesenheit höhere Weihen zu verleihen und sich huldigen zu lassen. Nein, so ist, so war der Grabi bei allen Erfolgen, die ihn aus diesem Kreise herausheben, nie gewesen. Und wie selbstverständlich ist er mit seiner Frau Helga bei jeder Trauerfeier dabei, wenn einer aus der großen Zeit des Biebricher Fußballs zu Grabe getragen wird, seien es ehemalige Mitspieler oder aber, wie in den vergangenen Jahren, seine Wegbegleiter: Heinz Przybilla, sein Trainer bei den 02ern, und Kurt Klein, sein Jugendleiter.

Über Kurt Klein schrieb Jürgen Grabowski einmal: "Er war der Initiator und Macher einer tollen A-Jugend. Er hatte ein Team zusammengebastelt, das von Erfolg zu Erfolg eilte. Es war für uns eine wunderbare Zeit. Kurt Klein hat uns zwei einzigartige Jahre beschert. Er war besessen vom Fußball, war Ansprechpartner, hatte immer Zeit für uns. Er leitete das Training, er organisierte einfach alles. Wir gingen für ihn durchs Feuer." Die Elf erreichte 1961/62 das Finale um die Hessenmeisterschaft und unterlag Hessen Kassel nach tollem Match nur knapp. Auch wenn es vielen heutigen Fußballern antiquiert erscheinen mag, ist das damalige Erfolgsrezept für Jürgen Grabowski schnell genannt: "Kameradschaft hieß unser Zauberwort."

Und daran hat sich - wie gesagt - nichts geändert. Heinz Przybilla, der die Blauen in 13 Trainerjahren bis in die Spitzengruppe der Hessenliga führte, verband mit Grabowski eine Beziehung gegenseitiger Hochachtung. Zum 90-jährigen Bestehen des BiebricherFußball_vereins schrieb der Trainer über seinen Meisterschüler: "Er ist bis zum heutigen Tage trotz seiner vielen Erfolge Mensch und Kamerad geblieben. Und das zeichnet ihn besonders aus.

Horst Seilberger - das blaue Lebenselexier

"Der Biebricher Fußballverein ist mein großes Hobby und mein zweites Zuhause bis zum heutigen Tag." Beeindruckende Zahlen belegen dieses Zitat von Horst Seilberger. 65 Jahre ist er Mitglied, in 35 Jahren engagierte er sich für seine Blauen im Vorstand, zunächst im Spielausschuss, dann von 1965 bis 1992 als zweiter Vorsitzender. Seit dem Tod seiner Inge vor drei Jahren nimmt er wieder regelmäßig an den Sitzungen der 02-Führungsriege teil: "Ich versuche, meinem Verein mit Rat und Tat zu helfen."

Das hat er schon immer getan. Und manche halten es für fraglich, ob sein Verein je so alt geworden wäre, hätte er nicht in der schwierigsten Zeit, vor allem Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre mitunter persönlich für die nötige Liquidität gesorgt. "Sagt mir bloß der Inge nichts", fürchtete er ein wenig den Einspruch seiner Frau gegen eine allzu freimütige finanzielle Unterstützung. Dabei gehörte die ja selbst dazu und hätte den Untergang der Blauen nie zugelassen.

Der "Pan", wie ihn alle 02er nennen, war aber nicht nur für eine pragmatische Kassenpolitik, sondern auch für das unvergleichlich familiäre Klima in Verein zuständig. 1960 übernahmen die Seilbergers den "Treffpunkt" in der Hopfgartenstraße, in dem fortan alles geregelt wurde, was die 02-Fußballer betraf: Hier wurden Spielerwechsel vereinbart, "hier hat meine Inge auch manche Ehe gestiftet", berichtet Horst Seilberger von einem besonderen Hobby seiner Frau.

Gemeinsam mit Werner Kuhn und Gerhard Köhler hat der Pan die berüchtigten Kurzreisen von Mannschaft und Vorstand organisiert, die die Blauen nach Italien, Holland, Belgien, England, Frankreich, Ungarn, Österreich und in die damalige DDR nach Stalingrad, das heutige Eisenhüttenstadt, führten. "Das hatte neben der Pflege der Kameradschaft und des Zusammengehörigkeitsgefühls freilich einen weiteren Sinn", wusste der ehemalige Trainer und Vorsitzende Heinz Przybilla Seilbergers Pfiffigkeit wohl zu schätzen: "Die Termine wurden so gelegt, dass die Fahrten in die Wechselfrist fielen. Nach der Rückkehr konnte kein Spieler mehr den Verein verlassen."

Warum sich Horst Seilberger so lange für die 02er engagiert hat? Der Verein war von Kindesbeinen gerade auch in tristen Zeiten sein Lebenselexier: "Wir waren als junge Fußballbegeisterte froh, als 1945 der Spielbetrieb nach dem Krieg wieder aufgenommen wurde. Mit meinen Freunden Kurt Füll, Lothar Meurer, Otto Reinemer, Josef Schmitt und Herbert Zimmermann war ich bei allen Spielen unseres Klubs in der Landesliga Großhessen - und abends sind wir in die Parklichtspiele und haben uns für 50 Pfennig einen Western angesehen." Dank der Blauen, betont er, "hatten wir eine schöne Jugend, die wir nicht missen möchten."

Die wollte er auch den Jüngeren ermöglichen. Den Lieferwagen der väterlichen Gemüsehandlung funktionierte er mehr als einmal zum Mannschaftstransporter um, wie es der Vater selbst in den 30er Jahren schon gemacht hatte. Und 1957 wurde Seilberger erstmals in den Spielausschuss gewählt: "Eine tolle Zeit war das gemeinsam mit meinem Bruder Günther und Trainer Przybilla." Die elf Jahre in der Hessenliga, die erfolgreichste Ära des Vereins mit regelmäßig vierstelligen Zuschauerzahlen und den Derbys gegen die Germania, den SVW und Kastel vor fünf-, sechstausend Besuchern werden ihm natürlich immer in Erinnerung bleiben. "Selbst zum Training kamen damals 150 bis 200 Kibitze", erinnert sich Seilberger wehmütig. Denn so viele zählt er heute selten genug bei einem Meisterschaftsspiel.

Die Spielernamen gehen ihm von der Zunge, als würdre er sie heute noch Woche für woche auf den Spielberichtsbogen schreiben müssen. "Ich bin stolz darauf, mit allen noch einen freundschaftlichen Kontakt zu haben", sagt der 72-jährige und freut sich überjede Zusammenkunft der großen Blauen von einst. Nur die früher obligatorische Bergsteigertour - eine Polonaise über Stühle hinweg und unter Tische hindurch - mit der Betreuer Jule Jung den Abschluss der Siegesfeiern weit nach Mitternacht zu inszenieren pflegte, schenken sich die älteren Herren heute. Aber sonst sind sie noch genauso ausdauernd fröhlich wie zu ihrer aktiven Zeit.

Damals mussten die 02-Fußballer noch umherziehen, tagten in der Turnhalle, im Treffpunkt und im Frankfurter Hof. Seilberger rackerte denn auch zielstrebig dafür, den Blauen ein eigenes Dach über dem Kopf zu schaffen. "Es war meine größte Freude, als wir 1977 unser Klubheim eröffnen konnten." Eigentlich müsste es Horst-Seilberger-Haus heißen, denn auch nach der Fertigstellung sorgte zunächst vornehmlich er dafür, dass der Laden lief. Und heute zählt das Ehrenmitglied zu den wenigen verbliebenen Dauer-Stammgästen: "Es ist und bleibt nunmal mein zweites Zuhause."

Heinz Przybilla - der Chef

"Heinz Przybilla war ein Glücksfall für den Biebricher Fußball-Verein", formulierte es Willi Peuckmann, Ehrenmitglied und einst Kapitän der Hessenliga-Mannschaft: "für uns Spieler war er Respekts- und Vertrauensperson. Er konnte junge Spieler führen, hatte stets ein offenes Ohr für ihre Belange und einen guten Rat". Der Oberschlesier, der vor und zu Beginn des Krieges in Ratibor dem runden Leder nachgejagt hatte, stellte sein ganzes Leben in den Dienst dieser Sportart. Den vielleicht besten Teil von 1952 an tat er das bei den Blauen. Er, der bis ins Alter nicht nur Theoretiiker war, sondern alles auch vormachen wollte, reagierte geradezu ärgerlich, als die Gesundheit ihn zwang, kürzer zu treten. Zu Beginn des Jahres 2000, nur wenige Tage nach seinem 75. Geburtstag, starb er dennoch für alle völlig überraschend. Für die Blauen, bei denen er noch als Kassenprüfer fungierte, vor allem für seine einstigen Spieler, die bis zum Schluss engen Kontakt zu ihm hielten, war es ein Schock.

Zum 60- und zum 90-jährigen Bestehen des BFV fasste er die erfolgreiche Zeit zusammen, in der er als Trainer und später als Vorsitzender Verantwortung trug. 1992 schrieb er: "Wir sind es den zahlreichen 02ern schuldig, die in jenen Jahren auf dem grünen Rasen und im Vorstand mitgewirkt haben, diese Zeiten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Die Dankbarkeit und Erinnerung gegenüber Vielen, die nicht mehr unter uns sind, gebietet dies." Heute gilt das auch für ihn.

Aus den 13 Trainerjahren Przybillas auf dem Dycherhoff-Sportfeld ragen natürlich die Bezirksmeisterschaft mit dem folgenden Aufstieg in die oberste Amateurklasse 1957 und die Arbeit mit der tollen Mannschaft um Jürgen Grabowski heraus, die 1963/64 in der Hessenliga mit 96 Toren den besten Angriff stellte und die Saison wie ein Jahr zuvor und 1960/61 auf Platz vier abschloss. "Wir haben seinerzeit mit weniger Aufwand, aber mit einer großen Kameradschaft das optimale erreicht", verabscheute Przybilla jegliches Spektakel, mit dem heute Fußball oft betrieben wird.

Der "Chef", wie ihn all seine Spieler bis zum Schluss nannten, widmete sich später im Auftrag des Hessischen Fußball-Verbandes der Trainerausbildung und der Nachwuchsförderung. Er, der bei den Blauen 1962 fünf A-Jugendliche mit Erfolg in des Hessenliga-Team integrierte, war 30 Jahre Wiesbadens Kreisjugendwart und seit seiner Gründung Vorsitzender der Trainergemeinschaft. Und doch dachte er stets mit besonderer Freude zurück an die Hochzeit der 02er, holte die gesammelten Bände des längst eingestellten Fußball-Magazins "Der neue Sport" hervor, las die alten Artikel und zitierte die Überschriften: "Kurstadt-Derby mit Pfeffer und Salz vor 8.000 Zuschauern - Bienbrichs Kreisel auf vollen Touren." Mit Stolz erinnerte er an die positive Resonanz, die die Leistung seines Teams bei Verbandssportlehrer Rudi Gellesch fand: "Nicht umsonst gehörten Weber, Grabowski, Klier, Peuckmann, Hassler, Herbig und Völker zum Stamm oder engeren Kreis der Hessenauswahl."

Die Spieler wussten es Przybilla zu danken. Der langjährige Spielführer Willi Peuckmann scharte die Mannschaft immer wieder um den einstigen Coach, und Weltmeister Jürgen Grabowski vergaß trotz seiner großen Erfolge und der zahlreichen mamhaften Trainer, denen er im Laufe seiner Profi-Karriere begegnet ist, nie seinen ersten Lehrmeister in Biebrich: "Fünf 18-jährige in eine Mannschaft einzubauen, dazu braucht man Mut. Heinz Przybilla hatte diesen Mut. Er hatte außerdem Fußballverstand, Durchblick und Autorität. Als Trainer war er echt superund nicht umsonst für uns alle der Chef. Ich verdanke ihm sehr viel. Er hat mich gefördert, mir auch schwächere Spiele zugestanden und mir nie den Spaß am Fußball genommen. Er hat fünf junge Spieler in eine intakte Mannschaft integriert und mir die Möglichkeit gegeben, Fußballerisch zu reifen."

Lothar Meurer - weltläufig und heimatverbunden

Er hat neben Jürgen Grabowski den Namen Biebrich 02 in die Fußballwelt getragen: Lothar Meurer, über Jahre Generalsekretär des Bundes Deutscher Fußball-Lehrer (BDFL) und weit über das normale Pensionsalter hinaus der von ihm aufgebauten und groß gemachten Union Europäischer Fußball-Trainer (UEFT), erzählt allenthalben bei den zahlreichen nationalen Kongressen und Symposien, wo er seine Heimat hat: "Meurer, Biebrich 02." Auch wenn er es nun in seinem 72. Lebensjahr langsam etwas ruhiger angehen lässt - wenn er um den Globus jettet, führt er den Namen seines Vereins und seiner Stadt im Munde: "Ich bin einer vom echten, alten Rheinadel."

Seit 62 Jahren Mitglied der Blauen, Spieler bis in die erste Mannschaft, aktiv auch an der Seitenlinie und im Vorstand, ist er heute noch dankbar, das der Verein ihm und seinen Altersgenossen in schwieriger Zeit Heimat gewesen ist. Und die Blauen hätten auch ihnen damals schon dazu verholfen, anständige Menschen zu werden: "Jugendleiter- und betreuer wie Heinz Kaiser, Jule Jung, Günter Seolberger und andere vermittelten uns Jungen wunderbare Faktoren wie Sportsgeist, Freundschaft, Fairness, Achtung vor dem Gegner, Toleranz und Aufrichtigkeit; Tugenden, die mein ganzes Leben prägten, denn ich betrachte mich als jemand, der die Regeln achtet - Regeln, die für den Sport wie für das Leben gelten." Nie habe er die Werte aus seiner 02-Lehrzeit vergessen: "Und ich konnte sie über Jahrzehnte weitergeben an viele, viele junge Trainer.

Für ihn, der sich zunächst journalistisch betätigte und einige Trainerstationen bei heimischen Vereinen durchlief, wurde das geliebte Hobby zum Beruf. 1969 machte ihn Jupp Derwall zum "General" der deutschen Fußball-Lehrer. Und er hat sich um die Sache der Trainer nicht nur im eigenen Land, sondern auf dem ganzen Kontinent verdient gemacht. Bei der UEFT-Gründungsversammlung 1980 in Wien nahmen gerade acht Nationen teil. Jetzt zählt die Union 35 Mitgliedsverbände. Lothar Meurer, der ausgefuchste Organisator, kundige Referent und launige Festredner hat heute Freunde in allen Erdteilen, diskutiert mit den internationalen Experten des runden Leders auf Du und Du.

Er hat den Blauen als Erster vorgelebt, dass politische Grenzen, Probleme durch unterschiedliche Herkunft, Sprache und Religion bei gutem Willen und mit Hilfe des Fußballs durchaus überwindbar sind. Seine unzähligen Reisen, der Sport, seine Kontakte zu viel jüngeren Kollegen haben ihn körperlich fit und geistig frisch gehalten. Meurers Weltläufigkeit sticht heraus in Biebrich und stößt durchaus auch auf Bewunderung, wenn er so herrlich von seinen Begegnungen mit den Großen des Geschäfts plaudert. Bei alledem spürt aber jeder die treue Verbundenheit, die ihn immer wieder zu seinem Ausgangspunkt zurückführt. Man glaubt es ihm, wenn er sagt: "Ich bin stolz darauf, Mitglied des Biebricher Fußball-Vereins zu sein."

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Zuletzt geändert am 05.07.2011. 02:39:57

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